Teamsache: Landesmentorinnen-Treffen in Kaiserslautern
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Mentorinnen aus ganz Rheinland-Pfalz kamen zum großen Netzwerktreffen in Kaiserslautern zusammen |
Normalerweise bieten die Mentorinnen des Ada-Lovelace-Projekts selbst Veranstaltungen für Schülerinnen an, beraten sie und geben Einblicke in ihren Studienalltag – nun bekamen sie zur Abwechslung selbst für zwei Tage ein einmaliges Programm am ALP-Standort Kaiserslautern geboten.
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Melek (r.) und ihre Kolleginnen bei der Wanderung |
Beim jährlich stattfindenden Landesmentorinnen-Treffen hatten sie Ende August die Möglichkeit, sich in Workshops mit den Themen Konfliktmanagement und Rhetorik auseinanderzusetzen. Zwei wichtige Fähigkeiten im Umgang mit den Schülerinnen-Gruppen, aber auch für das Studium und spätere Berufstätigkeiten. „Die Mentorinnen, die neu dabei sind, wollen natürlich wissen, wie sie sich gegenüber den Schülerinnen präsentieren sollen“, erklärt Projektleiterin und Organisatorin Susanne Eisel. „Ich habe mich im Workshop in einigen Situationen wiedererkannt und dachte, so hätte ich also auch in dem Moment reagieren können“, ergänzt die Teilnehmerin Melek.
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Das Ziel der Wanderung: Der Humbergturm |
Am zweiten Veranstaltungstag lieferten MINT-Frauen aus der Praxis einen Eindruck von ihrem Berufsweg. Eine von ihnen war Natalie Gelder. Die gelernte Maschinenbauerin ist Engineer Manager bei der BASF und engagiert sich seit Jahren dafür, MINT-Frauen in der Öffentlichkeit präsenter zu machen und veraltete Arbeitsmarkt-Strukturen aufzubrechen (s. Interview). Die ehemalige Mentorin und heutige Fertigungsplanerin Sarah Lischer legte in ihrem Vortrag den Fokus darauf, wie sie Beruf und Familie miteinander vereinbart.
Nicht zuletzt geht es beim Landesmentorinnen-Treffen aber auch um den intensiven Kontakt zwischen den Mentorinnen, die in ganz Rheinland-Pfalz an verschiedenen Projektstandorten tätig sind. „Am zweiten Tag war das Verhältnis schon sehr innig“, erzählt Mentorin Melek. „Wir konnten uns austauschen über ALP-Workshops und Mitmachangebote, Privates oder das Studium“. „So einen intensiven, standortübergreifenden Austausch müsste es eigentlich das ganze Jahr über geben“.
"Karriere muss schmecken wie frisches Vollkornbrot." - Ein Interview mit MINT-Frau Natalie Gelder
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Natalie Gelder |
Natalie Gelder hat Maschinenbau in Kaiserslautern studiert und arbeitet heute als Engineer Manager bei der BASF. Darüber hinaus setzt sie sich aber auch leidenschaftlich für mehr Frauen in MINT-Berufen ein und erhebt dafür öffentlich ihre Stimme - wie kürzlich auch bei dem landesweiten Mentorinnen-Treffen des Ada-Lovelace-Projekts.
Sie wollen die Arbeitswelt aktiv umgestalten, um mehr Frauen für MINT zu gewinnen - wie stellen Sie sich diese Kulturveränderung ganz konkret vor?
Indem Jede sich beteiligt, mit ihren Interessen, Talenten und Fähigkeiten ins Umsetzen kommt. Ich möchte so früh wie möglich die klassischen, von der Gesellschaft geprägten Rollenmodelle aufweichen und aufbrechen, damit Kinder ihre Fähigkeiten und Talente frei entdecken und entfalten können. Ich habe selbst keine Kinder, aber ich beobachte bei meinen Kolleginnen und Kollegen, dass bei deren Kindern zum Beispiel Mädchen auch mit Baggern und Autos spielen und sogar Lego Technik mögen. Diese Talente, Neigungen und Interessen möchte ich stärken und ein Feuer entfachen, um weiter zu machen in Richtung MINT. Dafür gehe ich in die Schulen rein, bin eine Kontaktperson, wenn es um Praktika in der BASF geht, bin in Universitäten präsent, auf Karrieremessen und wirke natürlich auch in meine Firma hinein.
Meiner Meinung nach kann sich die Berufswelt für Frauen in MINT nur ändern und öffnen, wenn eben genau diese Frauen gelernt haben, sich durchzusetzen und ihre Interessen und Fähigkeiten (laut) auszusprechen und dadurch wieder andere zu motivieren. Vorbilder sind da ein ganz wichtiger Aspekt, denn: Gemeinsam sind wir stark!
Wo gibt es denn schon positive Veränderungen? Und wo noch nicht?
Ich erkenne momentan überall positive Veränderungen, nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern auch im externen Umfeld. Hier sind Frauen engagiert und machen und tun und inspirieren, oft zwar erstmal nur ehrenamtlich, aber es bewegt sich etwas und das finde ich MEGA! Und dadurch können unsere alteingesessenen männlichen Kollegen oftmals gar nicht anders, als zuzustimmen oder sogar mitzumachen und endlich gleichwertig ausgebildete weibliche Fachkräfte auch gleichwertig zu honorieren. Mein persönlicher Wunsch ist, dass mehr Frauen es schaffen, für ihr Thema in MINT zu begeistern, und dass es dadurch mehr Frauen in Produktion und Technik schaffen, in Führung zu gehen, denn unsere Führungsetagen in MINT Unternehmen sind noch sehr hierarchisch und männlich.
"Karriere muss schmecken wie frisches Vollkornbrot" - können Sie uns dieses Zitat von Ihnen kurz erklären?
Wie Begeisterung für den ausgewählten Job funktioniert, erkläre ich meinen Teilnehmenden immer als Vergleich zu meinem Hobby, dem Vollkornbrotbacken. Denn mein Hobby habe ich freiwillig gewählt, dort bin ich immer mit Begeisterung und Herzblut dabei und kann meine Fähigkeiten und Interessen ausleben. Das beeinflusst mein Selbstbild, und je öfter ich mein Hobby ausführe und mache, desto selbstsicherer und selbstbewusster werde ich in der Tätigkeit. Und mit dem erlangten Selbstvertrauen ist der Geling-Faktor vorprogrammiert und wenn es dann mal so ist, dass ein Vollkornbrot misslungen ist, dann lache ich einfach darüber und esse es trotzdem auf. Der eigene Humor an der Sache ist meiner Meinung nach die beste Vorbereitung, das (Berufs)Leben und die Situationen so anzunehmen, wie sie kommen. Und wenn wir unsere Berufe so wählen wie unser Hobby, dann kann das nur begeistern und gelingen.
Sie sind als junges MINT-Nachwuchstalent öfter an Personen oder Strukturen gescheitert, haben sich aber nicht unterkriegen lassen. Wie schafft man das?
Ein früherer Chef hat mal zu mir gesagt, ich sei das "Steh-Auf-Männchen" in Persona und genau dieser Satz gleicht auch meiner inneren Einstellung zum Leben, welches mich schon durch einige Schicksalsschläge, in beruflicher und privater Natur, gebeutelt und herausgefordert hat. Solch schwierige Situationen habe ich überwunden, da ich von Hause aus ein sehr kreativer Mensch bin, sehr lösungsorientiert denke und immer an die Tatsache glaube, dass es viele Möglichkeiten gibt, seinen Weg zu gehen. Dabei gibt es kein richtig oder falsch, es gibt nur anders. Meine Offenheit und Neugierde dem Leben gegenüber schaffen es immer wieder, mich aus diesen prekären Situationen herauszuholen und für etwas Neues zu begeistern und den Glauben an das Gute im Menschen aufrecht zu halten. Scheitern habe ich durch viel Selbstreflexion und eine eigene Fehlerkultur in ein positives Gefühl des persönlichen Wachstums umgewandelt.
Als Advanced Methode investiere ich seit einigen Jahren in meine Persönlichkeitsentwicklung und bin mittlerweile WingWave Personal Coach und Motivationstrainerin und unterstütze Frauen in MINT Berufen, damit sie ihre Bühne wahrnehmen, ihr Stück vom Kuchen einfordern und in Produktion und Technik in Führung gehen können.
Was ist der wichtigste Rat, den Sie für junge Frauen haben, die in MINT-Berufe gehen wollen?
Wissen, was die eigenen Stärken, Interessen und Fähigkeiten in MINT sind - echt sein, authentisch bleiben, an sich selbst glauben - raus gehen, und in Kontakt mit anderen Menschen sich über sein Thema austauschen. Ich muss den Leuten doch sagen, dass ich hungrig bin auf MINT-Jobs, damit sie mir auch dementsprechende (Lebens-)Mittel geben können.
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