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Initiativgruppe WAS MACHEN
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WAS MACHEN – Ideen und Tipps für Dein politisches und gesellschaftliches Engagement

08/2017

„Wenn du dich nicht um die Politik kümmerst, dann kümmert sich die Politik irgendwann um dich.“
Russisches Sprichwort

Fast die Hälfte aller Wahlberechtigten wissen noch nicht, was und wen sie wählen wollen. Geht es euch auch so? Uns interessanterweise nicht. Als wir das bei einer unseren letzten Redaktionstreffen feststellten, fragten wir uns natürlich warum, und kamen auf den Gedanken, dass es an WAS MACHEN liegt. Die Beschäftigung mit all den vielen Möglichkeiten des politischen und gesellschaftlichen Engagements hat unser Verhältnis zur Politik verändert. Die oft empfundene Distanz ist kleiner geworden, auch oder vor allem weil wir erfahren haben, dass und wie viel Beteiligungsmöglichkeiten wir als Bürger*innen dieses Landes haben. Ein schöner Nebeneffekt gesellschaftspolitischen Engagements – und noch ein Grund mehr, WAS zu MACHEN.

Für alle, die sich noch nicht sicher sind, wo sie ihre Kreuze machen, stellen wir in dieser Ausgabe ein paar gute digitale Entscheidungshilfen vor. Außerdem möchten wir euch ein Projekt ans Herz legen, dass Menschen zum Wählen motivieren will, die oft nicht wissen, dass ihre Stimme zählt: Obdachlose. Und unabhängig von der Wahl zeigen wir euch, wie ihr mehr digitalen Durchblick bekommen könnt, denn den werden wir künftig umso mehr brauchen.

Auch wenn der Wahlkampf uns vielleicht manchmal nervt, ist die freie und faire Wahl eine unschätzbar wertvolle Errungenschaft. In dem Sinne wünschen wir euch spannende Wochen bis zum Stichtag 24. September.

Herzlich,
Antje, Indre, Johannes und Nicola

Ein Bild von AntjeEin Bild von IndreEin Bild von JohannesEin Bild von Nicola
Fotos ©: Privat, Xavier Bonnin, Jelka von Langen, Felix Krumbholz
Kampagnenmotiv der StrassenWAHL: Horst – 61, wohnungslos – formt mit den Finger ein Wahlkreuz.

 TIPP 1: 

StrassenWAHL


Das Wahlrecht ist das „vornehmste aller Rechte des Bürgers im demokratischen Staat”. So formulierte es das Bundesverfassungsgericht im Jahr 1951. Und dieses „noble Recht“ gilt auch für jene, deren Lebensumstände wenig „vornehm“ sind: Menschen ohne festen Wohnsitz. Aus rechtlicher Sicht mag das selbstverständlich scheinen. Doch viele Menschen, die auf der Straße leben, wissen nicht, dass ihre Stimme am 24. September genauso zählt wie unsere. Das will der gemeinnützige Verein StrassenBLUES e.V. ändern: Mit Flyern, Plakaten und vor allem im persönlichen Gespräch will das Vereinsteam Wohnungs- und Obdachlose über ihr Recht informieren und zum Wählen motivieren. Dabei soll auch der Wahl-O-Mat zum Einsatz kommen (Tablet sei dank).

StrassenBLUES e.V. ging aus einer Fernsehreportage von Nikolas Migut hervor. 2012 drehte der Filmemacher in der Berliner Bahnhofsmission am Zoo. Dort begegnet er dem obdachlosen Alex. Der auf Basis dieser Begegnung entstandene Kurzfilm  „Alex – Halbes Vertrauen“ (2014) berührte viele Menschen. Wieder und wieder erkundigten sie sich, wie es ihm gehe, und so machten sich Migut und seine Frau schließlich auf die Suche nach ihm. Im Januar 2015 trafen sie ihn in Neumünster wieder; auf Alex' Wunsch hin dokumentierten sie das Treffen mit der Kamera. Daraus ist das halbstündige Filmporträt Straßenblues und schließlich der gleichnamige Verein entstanden.

Ziel und Idee von StraßenBLUES ist es, die Kreativität obdachloser Menschen zu fördern und mit ihnen soziale Innovationen zu entwickeln. Wir finden diesen Ansatz großartig – und würden uns freuen, wenn ihr sie bei ihrem aktuellen Projekt zur Bundestagswahl unterstützt.
 
OBDACHLOSEN ZUM WAHLRECHT VERHELFEN
Ein gehaltenes Tablet mit der Ansicht eines digitalen Wahlhelfers.

 TIPP 2: 

Digitale Wahlhelfer

 

Knapp jede*r zweite Wahlberechtigte*r (46%) wusste im August noch nicht, wen sie/er wählen soll (Quelle). Vielleicht geht es dir, deinen Freund*innen oder Bekannten ähnlich? Dann könnte dieser Tipp besonders nützlich für euch sein. Denn es gibt zahlreiche digitale Informationsangebote, die bei der Wahlentscheidung helfen können.

Im Prinzip funktionieren alle gleich: Um deine politische Einstellung zu ermitteln, wird deine Haltung zu verschiedenen Thesen erfragt: Wie stehst du zum Beispiel zum Ausbau erneuerbarer Energien? Sollen sie dauerhaft finanziell vom Bund gefördert werden? Stimmt ihr zu? Lehnt ihr ab? Steht ihr neutral gegenüber oder ist euch „wumpe“ (= überspringen)? Am Ende seht ihr, wie groß die prozentuale Übereinstimmung zwischen euch und den Parteien ist.

Wenngleich die Mechanik der digitalen Wahlhelfer sehr ähnlich ist, inhaltlich unterscheiden sie sich:

Wahl-O-Mat
Der Klassiker wird von der Bundeszentrale für politische Bildung zu allen Land- und Bundestagswahlen herausgegeben. Nachdem du die knackig formulierten Thesen beantwortet hast und weißt, welche Parteien dir am nächsten sind, kannst du dich in ihre Programme vertiefen. Du kannst bis zu acht Parteien (von insgesamt 32!) auswählen und erfahren, wie diese zu einzelnen Themen wie Bildung, Energie oder Verkehr stehen – und direkt die entsprechenden Abschnitte der Wahlprogramme lesen.

ZUM WAHL-O-MAT
Sozial-O-Mat
Der Sozial-O-Mat ist ein Informationsangebot der Diakonie, bei dem soziale Themen im Fokus stehen: Familie, Armut, Pflege und Flucht. Uns gefällt besonders, dass dieser Check viel Kontext bietet. So wird etwa erläutert, warum z.B. familienpolitische Themen relevant sind und welche konkreten Auswirkungen politische Entscheidungen auf unser Leben haben. Der Sozial-O-Mat stellt jedes Thema anschaulich anhand von Geschichten einer Person oder Familie dar – vor und nach den politischen Entscheidungen. Diese Geschichten sind fiktiv, basieren jedoch auf Erfahrungen der Diakonie.
 
ZUM SOZIAL-O-MAT
Dein Wal
Anders als die meisten anderen Wahlhelfer blickt Dein Wal nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit: Die Fragen basieren nicht darauf, was die Parteien künftig vorhaben, sondern wie sie in der Vergangenheit im Bundestag abgestimmt haben. Die Idee kam den beiden „Erfindern“, Martin Scharm und Tom Theile, beim Lesen von Wahlprogrammen: „Moment mal, hat die Partei nicht kürzlich zu diesem Aspekt genau anders abgestimmt?“ Die Fragen von Dein Wal sind recht detailliert und spezifisch – weil sie eben tatsächliche Vorlagen für Bundestagsentscheidungen waren. Beim Thema Bundeswehr geht es z.B. um konkrete Auslandseinsätze und deren Ziele. So konfrontiert Dein Wal dich auch mit Themen, die du in dieser Tiefe vielleicht eher beiseite schieben würdest.
 
ZU DEIN WAL
Zwei Mädchen lernen auf der IdeenExpo mit dem Roboter B-O-B-3 Programmieren. © nicai systems / b-o-b-3

 TIPP 3: 

Digital durchblicken

 

„Etwas zu verstehen bedeutet die Macht zu erlangen es auch zu verändern.“
Ramez Naam, Science-Fiction-Autor

Auch wenn die Digitalisierung immer noch eine viel zu kleine Rolle im Bundestagswahlkampf spielt, so dürfte zumindest uns und euch allen klar sein, dass dieses Thema inzwischen eine enorme Rolle in unserem Alltag – wie wir kommunizieren, arbeiten, spielen usw. – einnimmt. Deshalb gilt: Wer die digitalen Technologien gestaltet, hat bedeutenden Einfluss auf unser aller Leben. Derzeit sind das vor allem die Technologiekonzerne aus dem Silicon Valley. Für viele Leute sind Apps, digitale Dienste und Geräte zwar etwas, dass sie täglich nutzen, bei denen sie jedoch keine Ahnung haben, was unter der Oberfläche passiert.

Wir glauben, dass die digitale Kompetenz, also das tiefere Verständnis für die Dynamiken und Paradigmen der Digitalisierung, ein Schlüsselfaktor für die Gestaltung der Zukunft ist. Und die fängt mit der Fähigkeit an, selbst kleinere oder auch größere Computerprogramme zu erstellen (kurz: programmieren – Englisch: coden). Inzwischen gibt es auch in Deutschland zahlreiche Initiativen, die den Einstieg in eine Programmiersprache einfach machen. Dabei geht es nicht darum, dass wir alle in Zukunft mit Computerprogrammen unser Geld verdienen. Doch Grundkenntnisse in Programmierung sind die beste Möglichkeit, um die Funktionsweise der digitalen Maschinen zu durchdringen.

Wenn ihr euch mit Programmieren beschäftigen wollt, bietet die Webseite Start Coding eine gute Übersicht zum Einstieg. Der dahinterstehende Verein will die Webseite zu einer Art „Gelbe Seiten für die digitale Kompetenz in Deutschland“ ausbauen. Hier findet ihr heute schon zahlreiche Initiativen in ganz Deutschland, die Workshops vor Ort und Online-Kurse sowohl für Erwachsene als auch für Kinder anbieten. Und für diejenigen unter euch, die sich bereits die eine oder andere digitale Kompetenz angeeignet haben, finden bei Start Coding Möglichkeiten, wie ihr eure Kenntnisse anderen vermitteln könnt.

PROGRAMMIEREN LERNEN

Links und Lektüren


Hier möchten wir euch Artikel, Bücher, Filme oder künstlerische oder kulturelle Projekte empfehlen, die uns gefallen, beschäftigt oder berührt haben. Dazu zählen heute:
Logo des Podcasts „Halbe Katoffl“

Potatoes welcome!


Der Journalist Frank Joung (dessen Eltern aus Korea kommen) interviewt in seinem Podcast Halbe Katoffl junge Deutsche, die nicht-deutsche Wurzeln haben. In sympathischen Gesprächen und mit interessanten Lebensgeschichten setzt dieses Projekt die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft in den Fokus. Gleichzeitig zeigen die Interviews deutsches Klischeedenken und Alltagsrassismus auf, ohne dabei belehrend zu sein. Humorvoll und facettenreich, finden wir. Unbedingte Hörempfehlung!
 
ZEIT ONLINE #D17 Logo vor einem Fenster.

Diese Wähler 


Noch eine Interviewserie, die sich den Menschen in diesem Land widmet: Wer sind die 61,5 Millionen, die am 24. September den neuen Bundestag wählen dürfen? Was treibt sie um? Dieser Frage geht ZEIT ONLINE in der #D17 Serie Diese Wähler nach. Ganz unterschiedliche Interviewpartner*innen, wie z.B. eine Gesangsstudentin in Osnabrück oder ein Bauunternehmer in Brandenburg, erläutern ihre Sichtweise auf Deutschland. Fünf Interviews sind bereits online. Wir sind gespannt auf mehr!
 

Ein Wahlbrief steckt im Briefkastenschlitz.Briefwahl


Jede*r Wahlberechtigte*r kann ohne Angabe von Gründen die Briefwahlunterlagen anfordern. Auf der Rückseite eurer Wahlbenachrichtigung findet ihr einen Vordruck für den Antrag. Oft ist das auch online auf der Gemeinde-Webseite möglich. Die erhaltenen und ausgefüllten Wahlunterlagen solltet ihr innerhalb Deutschlands spätestens am 21. September portofrei absenden. Aus dem Ausland früher und ausreichend frankiert. Wer sicher gehen möchte, kann seine Stimme auch direkt in der zuständigen Briefwahlstelle abgeben. Schaut auf eurer Wahlbenachrichtigung oder erfragt bei eurer Gemeinde, wo und wann genau das geht.

Zum Schluss was Nettes


Wir hätten da noch einen digitalen Wahlhelfer für euch – einen, der uns zum Schmunzeln gebracht hat:
Geil-O-Mat – Der ehrliche Wahl-O-Mat für die Bundestagswahl 2017
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